Mit der Remos GX von Berlin bis Kroatien - August 2012

 

Donnerstag 26.07.12

 

 

 

Wieder einmal sitze ich in der Remos GX, die mich schon zu vielen Reisezielen gebracht hat. Doch nun sollte es mein weitester Ausflug werden. Kroatien, ca. 1000km Gesamtstrecke.

 

Der Sommer wollte in Berlin nicht kommen, den ganzen Juli war es kühl und verregnet. Wenn der Sommer nicht zu mir kommt, dann muss ich zu ihm - so war der Plan. Am Abflugtag war dann aber Sommerwetter: 25Grad und Sonne ist doch schon was. Jedoch wird in den nächsten Tagen noch mehr drin sein. Ich hatte für knapp eine Woche Kleidung und für 3 Tage Lebensmittel und Getränke dabei.

 

Es geht auf eine sehr kleine Insel in der Adria – ich wusste nicht, was mich erwarten würde – nur soviel: Auf der Insel ist ein kleiner Flugplatz und man kann / darf dort landen.

 

Nachdem ich mich geographisch informiert hatte und ich die Flugkarten schon Tage zuvor als Abendlektüre studiert hatte, ging es nun los. Ein wunderbares Gefühl, einfach Richtung Süden zu fliegen, ohne zu wissen, wo man heute Abend schläft.

 

Die Wettervorhersagen waren sehr gut, bis auf die Alpen, wo es bewölkter sein sollte.

 

Am Nachmittag starte ich mit Kurs SSW. Auf Bremen Information und München Information ist nicht all zu viel los. Unterwegs nichts besonderes, keine Wolken, auch keine besondere Sicht – vielleicht 25km. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 180-190 km/h lasse ich den Bayerischen Wald unter mir vorbei ziehen.

 

Das erste Ziel, Kirchdorf an der Grenze zu Österreich rückt näher. Die Alpen sind noch nicht zu sehen, obwohl sie nicht mehr weit sind. Es ist sonnig aber dunstig. Obwohl ich in Kirchdorf angerufen hatte, meldete sich niemand im Funk. Ich sagte alle informativen Funksprüche auf und landete trotzdem. Fast windstill. Keiner da, alles zu.

 

Ich hinterließ einen Zettel mit meiner Landezeit, voraussichtlicher Startzeit und der Landegebür – beides schob ich unter der Tür durch.

 

 

 

Zur nächsten eigentlich richtigen Etappe, nämlich Nötsch im Gailtal, in Kärnten, direkt an der Grenze nach Slowenien, ist es nun auch nicht mehr weit. Jedoch geht es nun 200km durch die Alpen. Auf meinem Tab schaue ich mir das Wetter an. Es bilden sich viele Quellwolken in den Alpen, aber das bei wenig angesagtem Wind. Also Südhänge meiden, was nicht so schwer ist, da es in Nord-Süd Richtung durchs Gebirge geht. Ich entscheide mich für die Tal-Route – meine Talroute – die ich schon mehrmals geflogen bin.

 

Auf dieser Route muss ich mit Ausnahme von 2 Pässen am Hauptkamm kaum höher als 5000 Fuss steigen und habe auch fast immer schöne Außenlandefelder in Sicht. Sollten die Berge frei sein, kann ich auch abkürzen.

 

Nach dem Start genieße ich einen Blick über den strömenden breiten Inn, welcher sich sandig zu verfärben scheint. Ich bemerke nun doch einen Wind aus Norden, ich habe etwa 20km/h mehr auf dem GPS als auf der „Uhr“. Nun Kontaktaufnahme mit Wien Information 124.400, „VFR from EDNK to LOKN…“ Wien fragte, welches Routing ich wähle. Ich antwortete: „I’d like prefer my own routing, are you ready for copy?” Nach kurzer Pause: “yes, mum” Und ich nenne die wichtigsten Punkte meiner Strecke.

 

(East outside Salzburg CTR – Mondsee – Wolfgangsee – Hallstädter See – Pass Gschütt – Radstadt – LOSM – Katschbergpass – Spittal – Villach.) Diese Strecke erwies sich schon mal bei völlig gar dunkel bewölketen Alpen als eine gute Möglichkeit durchzukommen.

 

Es mag vielen albern erscheinen, aber wie bei jedem Alpenflug spreche ich kurz zu den Bergen. Ich sage, dass sie das Größte sind, dass ich ganz klein bin, dass sie schon immer hier waren und ich erst jetzt. Und ich bitte darum, dass sie mich durchlassen.

 

Schon beim Sichtbarwerden der ersten Berge sehe ich aber auch viele Wolkentürme, welche sich schon die schönsten Gipfel gegriffen haben. Die Gebirgsseen liegen malerisch unter mir und vor mir, jedoch geht die Blickrichtung weit nach vorn, nach da hinten, wo ich durch möchte. Viele Stellen sind schon völlig bedeckt mit recht grauen Wolken – das Dachsteingebirge mit über 10.000 Fuss Höhe ist gänzlich in Wolken. Nun halte ich erst recht an meiner „Tal-Tour“ fest. Das Fliegen ist entspannter, wenn man immer den Rückweg offen hat und immer ein grünes Tal unterm Bauch hat. Natürlich verleiten die Berge zum Steigen, denn schließlich ist alles höher als ich. Das ist nun die 19. Alpendurchquerung und immer noch flößen die Berge mir Respekt und Vorsicht ein. Da es nun thermisch und windig wird, halte ich auch Abstand. Da haben wir es wieder mal: Kaum Wind angesagt – aber es ist windig. Wenig Wolken angesagt – aber es ist zu 6/8 bis 7/8 bewölkt. Der Hallstätter See ist der interessanteste von allen, so finde ich. Steil steigt das Gebirgsmassiv aus dem Wasser. Dunkel und Türkis leuchtet er im Schatten der Berge, fast schwarzblau im Wolkenschatten. Unheimlich. Drüber weg geflogen und in Mitte des Sees rechts ins richtige Tal hinein Richtung Pass Geschütt. Man kann auch noch ein Stück weiter geradeaus ins falsche Tal hinein fliegen, denn es liegt verlockend in Flugrichtung, jedoch ist dieses schnell vor dem Dachsteinmassiv zu Ende und zum Umkehren sollte man den Kurvenradius möglichst klein wählen!

 

Vor hier geht es dann weiter bis Radstadt – es reichen immer noch 4.000 bis 5.000 Fuss sichere Flughöhe aus! Der Gamskarlspass am Alpenhauptkamm ist 5.700 Fuss hoch – hier muss nun auf mindestens 7.000 Fuss gestiegen werden. Das Gelände bis zum Pass steigt im Vergleich zu vielen Anderen nur leicht an und fällt wieder leicht ab, so dass die Wolken mit steigen und nicht „anstoßen“ – also eine gute Durchflugmöglichkeit auch bei bedecktem Himmel. Bei sonnigem Wetter kann man hier sehr schön die niederen Tauern bewundern.

 

Hier wird’s nun aber windig und bockig. Mit 230 km/h schiebt mich der leichte Nordstau über diesen Pass – auf der „Uhr“ steht 170km/h! Und es wird sonniger! Ich freue mich, dass ich in die richtige Richtung fliege. Ein wenig macht man sich an so einer Stelle über den Rückflug Gedanken, aber jetzt liegen erstmal schöne Urlaubstage vor mir.

 

Der Flugplatz LOSM Mauterndorf ist in Sicht, den 5.300 Fuss Hohen und „harmlosen“ Katschbergpass passiere ich in 7000 Fuss und nun ist alles fast wolkenlos. Trotzdem entschied ich mich, die Talstrecke weiter zu fliegen - so sehe ich doch so viel Schönes. Spittal und der Millstätter See ist ein Traum von Landschaft. Ich habe diesen nun über 10 Mal überflogen – jedoch habe ich noch nie in seinem Wasser gebadet. Jetzt trennen vom Landeplatz Nötsch mich nur noch die Villacher Alpen rechts von mir. Schon jetzt könnte ich den Motor ausstellen und ich würde bis dorthin kommen. Ich habe über 6.000 Fuss und LOKN liegt 1.800 Fuss hoch. Drehzahl in Leerlauf, Eindrehen in den „ganz langen Endanflug“ am Villach-Kamm eben noch in direkter Alm- und Tannen-Nähe, und nun wieder schon über 3.000 Fuss Tal unter mir…

 

Das ist das Beeindruckende beim Fliegen im Gebirge: Dieser ständige Wechsel zwischen Bergnähe, Bäume und Steine zum Greifen nahe und plötzlich wieder die Tiefe des Tals. Links unerreichbare Höhen, unter mir gefühlte 100 Fuss bis Grund und dann plötzlich doch wieder Tausende Fuss bis ganz ganz unten… Ich bin hier fliegerisch wirklich in einem dreidimensionalen Raum, der zu einem großen Teil von den Bergen und Wolken eingenommen wird. Im Flachland bin ich immer oben, schon 3 Sekunden nach dem Start – nix ist mehr größer als ich. Doch hier bin ich nie ganz oben, und ich komme mir so winzig klein vor. Welch beeindruckender Unterschied jedes Mal!

 

Nötsch im Gailtal bietet mir die Piste 27 an, bei fast Windstille und wolkenlosem Himmel lande ich in Nötsch.

 

Und hier ist was los: Viele Segelflieger mit Flugzeugschlepp und andere Motorflieger. Nachdem sich an der Tankstelle die Remos sich so richtig voll laufen durfte, stelle ich sie auf dem Grassparkplatz ab, breite eine Decke unter dem Flügel aus, lege mich hin und genieße die Situation: Es ist wunderbar warm, wolkenloser Himmel, saftig grüner Rasen, Blick zum Massiv der schroffen Jülicher Alpen in Slowenien, ich habe Zeit, die treue noch warme Remos als Lehne im Rücken, Windstille, ein Bach plätschert weiter hinten und die Empfehlung eines tollen Gasthauses wird gerade an mich herangetragen…

 

Die Entscheidung steht fest, ich genieße hier den restlichen Tag und fliege morgen weiter. Es wartet niemand auf mich und im vorbereiteten Flugplan auf meinem Tab brauche ich nur das Datum ändern.

 

Blickrichtung Ost sehe ich einen weißen Unwetter-Turm mit „Häubchen“ am Horizont, schon tags zuvor beobachtete ich die Schauerankündigungen für die östlichen Alpen. Hier sollte und wird jedoch alles ruhig und trocken bleiben. Sicherheitshalber habe ich aber die Möglichkeit eines Hallenplatzes – wie bei jeder Alpenübernachtung – man weiß ja nie. Später stellte sich diese Beobachtung am Horizont als ein Unwetter in Wien heraus, in den Nachrichten wird vom überfluteten Wien berichtet.

 

Ich jedoch sitze nun bei einem unglaublich hervorragenden Salat, einem Steak und einem heimischen Rotwein am Gasthaus mit Blick auf den 8.000 Fuss hohen nun rot-abendsonnen beschienen Dobratsch…

 

Nach einem Engelsschlaf geht es zu Fuss von der Unterkunft entlang des Flusses Gail zurück zum Flugplatz. Den Flugplan habe ich gemütlich beim Frühstück aktiviert. Die ganze Wiese und das ganze Flugzeug ist voller Tautropfen, der Himmel tiefblau, der Windsack hängt regungslos schlaff nach unten. Alle Berge und Gipfel heben sich kristallklar vor dem satten Blau hervor. Ich möchte nun so was von los, bevor sich wieder die ersten Wolken einmischen. Aber ich muss warten. Auf den Polizisten und einen Zollbeamten. Kroatien ist nicht in der EU und daher muss bei Abflug und Ankunft eine Zollabfertigung und eine Passkontrolle erfolgen. Der Beamte kommt, ein netter Herr mit Uniform, kurzen Hosen und richtig schönem österreichischen Ton.

 

„Hoast goar koine Aangst soa oallaine doua obn?“

 

Ein paar Worte, Formulare und nun kann es losgehen. Immer noch keine Wolken. Nach dem Start möchte ich nur die Aussicht genießen, aber ich muss funken, kurz mit Wien Information zum Flugplan öffnen und dann wechseln nach Ljubljana Information 118,475. Man muss aber schon etwas steigen, um Kontakt zu kriegen. Ich überfliege den 5.300 Fuss hohen Werschetzpass im Jülicher Alpenmassiv, das Schlupfloch, wenn mal alles bedeckt ist. Diese Berge um mich herum sind schroffer und zackiger als die österreichischen Alpen und machen einen weniger einladenden Eindruck. Aber sie zeigen sich unverhüllt, keinerlei Turbolenzen zu spüren. Wieder viel mehr Eindrücke als Flugzeit, um diese zu verarbeiten. Einige Gipfel kleiden sich nun schon mit einer weißen Wolkenmütze. Schon weichen die Berge zurück, plötzlich wieder so viele tausend Fuss unter mir zum Sinken zur Verfügung und wieder die Stimme von Ljubljana Information, welche mich zwischen den Bergen nicht erreichen konnte… Das Fliegen ganz früher ohne Funk muss auch schön gewesen sein. „… positiv, i’m here, position … , cross,.. permission number is…,intend routing, and so on…“

 

So, und nun wird’s spannend – Neuland für mich – Kroatien – Balkan..

 

„Please contact Pula Radar ……. Good by.“ Eigentlich wollte ich nach Zagreb Information… oh ha.

 

Also gut: „ Pula Radar, D-MAGX, Remos GX from EDAY, now VFR from LOKN to Losinji via Flight Plan, 5Miles nord from ……….. in 5.000 ft…”

 

Eine ruhige, langsam und deutlich sprechende Stimme kam mir entgegen: „D-GX….continue…flight…“ Ich wollte auf 1000 Fuss sinken und auf Information wechseln, doch er wollte, dass ich da bleibe. Macht ja auch Sinn in dieser Höhe zu bleiben. Ab 1.000 Fuss fängt hier überall der kontrollierte Luftraum an. „D-GX, your stay here on my frequenzy, continue in 5.000 ft“

 

Ich antwortete “roger” und dachte “yes Sir yes”. Ganz vorbildlich flog ich die „Adria 1 Route“ und doch kam eine unerwartete Frage:

 

„D-GX, have you the ******** Mountains in sight?”

 

Was jetzt? Dachte ich. Alle Vorbereitungen nicht genug. Ich kenne doch die Berge hier nicht! Was für Berge? Schon habe ich auch die Autokarten auf dem Schoss und suche nach diesem Gebirge.

 

„D-GX, Pula Radar ?“

 

Gut, ich sagte, „D-GX, I have this Mountains in Sight..“ und suchte weiter.

 

“D-GX, in witch direction have you the mountains in sight?”

 

Oh. Fast allen unangenehmen Situationen im Leben kann man sich entziehen – aber hier nicht.

 

Ich schaue um mich und suche nach den höchsten und schönsten Bergen und finde schnell welche – in gleicher Höhe und sehr markant. Auf der Karte finde ich eine ähnliche Names-Bezeichnung…

 

„D-GX, this Mountains on my left site“

 

Anwort: „GX please decent to 3.000 ft and contact Losinji Approach on …………..“

 

Na also, alles gut. Und überall nun blaues Wasser und Inselgruppen, welche mehrere Hundert Fuss aus dem Wasser ragen.

 

Ich kontaktierte den Flugplatz und setzte den Anflug fort. „Airfield in sight“ Nachdem ich den Queranflug meldete kam einer unglaubliche Meldung in schnellem Englisch:

 

„…you are nr 2, wind 020 with 12 in gusts 20 RW 020 clear to land“

 

Ich fand, dass waren zu viel Zweien und Nullen in einem Satz.

 

„…D-GX?“

 

Ich hab’s mir nun aufs Knie geschrieben und wiederholte.

 

Der Endanflug war voller Thermik, welche sich böhig gegen mich richtete. Alles raus an Gas und Klappen, Slip und dennoch Aufwind. Dann Aufwind weg, Gas rein, die Luft flimmert richtig über der Piste, die Öltemperatur ist auf über 100.

 

Und plötzlich war ich da. Auf Insel Losinji, nach nicht mal 6 Stunden Gesamtflugzeit. Es waren fast 40 Grad im Schatten, aber gar kein Schatten da. Nun hatte ich meinen Sommer…

 

Nächstes Mal komme ich morgens und nicht mittags.. J

 

Zoll und Pass Kontrolle verlief unkompliziert – nur hieß es: „Where is your pilot? You must have a second person!“

 

Es ist selten, dass sich eine Frau allein hierher in einem UL verirrt, sehe ich ein.

 

Letzte Etappe: Nur ein paar Meilen übers Wasser nach Unije, einer kleinen ca. 3 Meilen großen Insel weiter westlich – aber immerhin mit Flugplatz. Die Frequenz und die Pistenausrichtung sind die Gleichen wie an meinem Heimatflugplatz! Ich kann ohne Flugplan starten, obwohl es in der der CTR Losinji liegt. Ich muss aber unter 1000 Fuss bleiben. Ich melde mich ab und fliege in 200m Höhe übers Wasser der Adria – irre, wie viele ganz kleine zusätzliche Inseln hier noch sind. Unije ist in Sicht, im Funk meldet sich niemand. Ich überflog die Piste 23 um nach dem Zustand der Bahn zu sehen. Die Piste machte einen gepflegten und ebenen Eindruck – entgegengesetzt zu den Berichten, die ich gelesen habe. Platzrunde und erneuter Endanflug. Dabei ist die Insel überschaubar, ich sehe schon schöne Strände und auch einen Ort. Ein tolles Gefühl der Reisequalität übermannt mich: Lange Strecke geflogen, Alpen durchflogen, Zwischengelandet, übernachtet, weitergeflogen, Kroatien gelandet, wieder weitergeflogen und nun bin ich wirklich hier im letzten Endanflug…

 

Die Piste ist in wirklich guten Zustand, hatte schon schlechtere. Es stehen noch zwei weitere Flugzeuge da, aus Österreich und Italien.

 

Ich stelle die Remos in eine gute Parkposition und räume mein Gepäck heraus. Es bietet sich ein Blick auch eine Bucht mit einer kleinen Ortschaft mit Kirche, einem kleinem Hafen und einem Strand. Im Hintergrund die beachtlichen Berge der doch so kleinen Insel. Wolkenlos, heiß, trockenes Grass und laute Grillen sind zu hören in der Luft des Nachmittags. Man spürt, dass Regen schon lange her ist.

 

Ich bin schon jetzt beeindruckt von der kleinen Insel ohne Straßen, ohne Autos, mit nur einem Dorf und Hafen, und immerhin mit einem Flugplatz, auch wenn er nur an eine Wiese erinnert.

 

Dorf und Strand sind fußläufig in ein paar Minuten zu erreichen. Der Flugplatzinhaber ist schon da und begrüßt mich. Er nimmt mein Gepäck ab in fährt es mit seinem Moped weg, ich solle nachkommen, erstes Gasthaus am Strand. Es fällt schwer, gerade aus Berlin kommend, so viel Vertrauen entgegen zu bringen, ich ließ dies aber geschehen.

 

Ich ging Richtung Dorf, durch eine Plantage hindurch. Schon war ich im kleinen scheinbar der Zeit stehen gebliebenen Leben der Insel: Links ein langer Strand mit vielen Booten in, am und vor dem Wasser, rechts der einzige Ort der Insel, mit kleiner Promenade und genau 2 Gasthäusern, ein paar heimische Bewohner und eine Hand voll Touristen, die wohl mit der Fähre ankommen. Das Wasser im Hafen von Unije ist ganz still und türkis gefärbt, fast könnte der Glockenklang der Kirche zarte Wellen ins Wasser zaubern – so scheint es jedenfalls. Alle sitzen im Schatten des ersten Gasthauses, hier herrscht Unbeschwertheit, es riecht nach gebratenem frischen Fisch. Weitere Boote laufen ein, scheinbar um hier zu übernachten.

 

Der Flugplatzbetreiber zeigt mir meine Unterkunft. Hier sei zu erwähnen, dass es hier keine Hotels gibt, sondern nur Zimmer – oder besser: Betten. Ich hatte ein Bett, für 20 Euro je Nacht, das Zimmer war etwas größer als das Bett, so dass noch ein kleiner Schrank reinpasste. Ein paar weitere Zimmer gab es in dem privaten Gästehaus vielleicht 100m vom Hafen entfernt. Keine Schlüssel, kein Zimmersafe, kein Schnick Schnack; sondern Kroatien pur: Gastfreundlichkeit, Familie und Katzen sind beim frühstück dabei, im Flur schläft noch ein italienischer Gast.. , ich muss ein paar Vokabeln Kroatisch lernen, die Dusche ist übern Hof im EG. Ich begreife sehr schnell, dass die Welt hier in Ordnung ist, was ich eigentlich immer von meiner stressigen Welt in Berlin zu denken pflegte…

 

Am selben Tag noch wanderte ich am Strand entlang, erfreute mich der Wassertemperatur von 27 Grad (ist bei 37 Grad Luft eine Abkühlung) und verdaute die vielen Eindrücke dieses einen Tages.

 

Den Abend verbrachte ich draußen vor dem Gasthaus bei einfachen aber sehr guten und frischen Essen sowie Wein bis lange nach dem Sonnenuntergang. Immerhin ging die Sonnen hier wesentlich eher unter als in Berlin, nämlich schon um 20:30 Uhr. Dafür ging die Zeit hier gefühlt viel langsamer voran – Eile und deutsche Hektik passt hier ganz sicher nicht her! Daran hielt ich mich noch viele Wochen nach meinen Urlaub.

 

Wärme, noch einen Krug Wein, Lichter glitzern auf dem Wasser, Sternschnuppen streifen den Himmel, selbst erflogener Urlaub, ich habe ein Bett und keine Pflichten die nächsten Tage. Diese Erkenntnis nicht mal 6 Stunden von Berlin lassen mich friedlich einschlafen.

 

 

 

Diese Berichte folgen – sie werden noch gekürzt und onlinetauglich gemacht:

 

 

 

Freitag 27.07.12

 

Wanderung Bucht und Berg

 

Ein Hahn kräht und ich wache auf, sehr gut habe ich geschlafen. Helles Licht fällt ins Zimmer durch die leicht geöffneten Fensterläden hinein, welche die Zimmertemperatur scheinbar nie über die Tagestemperaturen steigen lassen. Aufgestanden, Fenster weit auf und alles kommt hinein: Der hellblaue Himmel, die schon in der Frühe recht warme Temperatur, Gemurmel und Schiffshupen vom Hafen, Duft von Frühstück, hier und da ein paar Stimmen, Geruch vom Meer – so als will mir das alles sagen: Der Tag ist im Gange, alles ist gut, das Wetter ist schön, wo bleibst du? (Das möchte ich mal in Berlin erleben….!)

 

Nach einem kleinem Frühstück packe ich mir das nötigste zusammen, Badezeug, Handtuch, etwas Verpflegung – schließlich hatte ich für 3 tage Lebensmittel mitgebracht – und 2 Liter zu trinken, was zu wenig war, wie sich noch heraus stellen sollte.

 

Heute sollte es eine kleine Insel-Erkundung werden mit gelegentlichen Badeaufenthalten.

 

Ich wanderte den Ort Unije hinauf, ein befestigter Weg führte aus dem Ort heraus, nach oben zum Bergrücken der Insel. Der Ort ist schon hinter bzw. unter mir und es bieten sich schöne Blicke über die Bucht von Unije und die kleinen Mini-Inseln dort. Auch den Flugplatz kann man nun gut sehen – es ist, als schaue man vom etwas zu tief kommenden Endandflug auf die 23…

 

Obwohl es noch Vormittag ist, haut die Sonne mich wie mit einer Keule. Ich genieße dies aber, auch wenn der kleine Berg mich etwas aus der Puste bringt.

 

Nun stehe ich oben auf dem Bergrücken und kann fast über die ganze Insel schauen. Sie ist wirklich nicht sehr groß, aber in Anbetracht der doch länger werdenden Hitze-Wander-Strecken vielleicht doch…

 

Vielleicht 100m über dem fast windstillen glatten Meer bin ich nun, weitere größere Inseln werden sichtbar. Es ist völlig windstill, der Schweiß läuft hinunter, keine einzige Wolke zu sehen und ich kann kaum noch.. Die Grillen jedoch können, sehr laut sogar. Ich habe es aufgegeben zu versuchen, eine zu sehen.. wenn ich nah dran bin, ist sie ruhig..

 

Jenseits des Berges ist eine weit eingeschnittene Bucht. Einige Boote sind schon hier vor Anker gegangen und genießen die Landschaft.

 

In dieser Bucht gehe ich baden. Der Plan war, weiter nach Norden zu wandern und dann am Strand / am Wasser zurück Richtung Ort. Der Weg führte durch die Landschaft leicht über Berge ansteigend nach Norden. Links und rechts kleine Bäume und Sträucher, welche undurchdringlich scheinen. Der Schotterweg ist leicht begehbar. Obwohl ich lange unterwegs bin, treffe ich keine Menschen. Das liegt vielleicht zum Einen daran, dass hier wenige sind, aber auch zum anderen auch daran, dass bei knapp 40 Grad auch niemand hier wandern geht. Nun bin ich sehr weit gelaufen und merke schon, dass ich mich verschätzt habe. Beim Gehen hat man wenigstens ein wenig „Fahrtwind“ in Höhe der Gehgeschwindigkeit – jedoch kommt man ins Schwitzen infolge der Bewegung. Beim Rasten allerdings fehlt dieser Wind und man kommt ebenso ins Schwitzen. Fast alles Wasser habe ich schon bis auf 500ml verbraucht. Ich creme mich noch mal die der Sonne ausgelieferten Stellen ein und gehe weiter, denn schließlich müsste bald ja die Küste kommen – es ist nur eine 5km große Insel!

 

Ziemlich fertig am Meer angekommen sehe ich, dass ich ca. 70 m über dem Wasser bin und es nicht nach unten geht. Nur Büsche, Steine, Dornen und von Grillengeräuschen betonte Hitze. Der Weg, der bis hier hin schon sehr an Breite verloren hatte, ist hier zu Ende. Mit etwas Phantasie ging er irgendwo weiter zum Meer hinunter, jedoch nur sehr steil, hier und da ist auch Steilküste zu sehen.

 

Ein wunderschöner Blick über das Meer bietet sich hier, ein Bunker befindet sich ebenfalls hier. Es schein, als diente er dem Abschuss damaliger feindlicher Flugzeuge…

 

Ich setzte mich erst einmal. Einen Riesendurst hatte ich, keine große Bewegungskraft mehr. Kein Schatten weit und breit. Es ist wie beim Fliegen. Die Entscheidung Umzukehren muss manchmal getroffen werden – so auch jetzt. Der Weg ist bekannt, den selben Weg zurück. Vielleicht einen Kilometer, dann trinke ich die letzten 500ml Wasser, auch wenn diese schon pi…warm sind. Egal. Alles auf eine Karte. Das Getränk gibt Kraft, ich bin wieder in der Bucht, welche ich zuerst erreicht habe und bade auch ausführlich – was für eine Wohltat! Der aufgesparte halbe Liter hat mir wieder Kraft gegeben. Hier fällt mir ein, wie viel Trinkwasser ich nahezu täglich zu Hause für ein Bad verbrauche… (ohje)

 

Weiter gehe ich über den Bergrücken zurück zum Ort Unije. Die Landschaft ist sehr schön. Überall kleine Bäume und Sträucher, überall Blicke zum Meer oder zu traumhaften Buchten, hier und da kleine Badestellen und Steinstrände, in jede Himmelsrichtung gibt es etwa einen Wanderweg und am Wegesrand Eidechsen. Wo man hin schaut, ein Schiff ist immer irgendwo auf der See. Der halbe Liter hat schon längst seine Wirkung verloren.

 

Nun komme ich im Hafen nach langer Wanderung und trockener Kehle an. Ohne Umwege setzte ich mich draußen vor das Gasthaus. Ich bestelle 1 Liter kühles prickelndes Wasser. Ich habe ein Getränk namens Wasser noch nie so schön erlebt. Gierig und erfrischend war der Krug in Sekunden leer.

 

Ich gehe im Meer Baden und ziehe mir frische Kleidung an. Die Vermieterin bat, nicht so oft zu duschen, da das Wasser hier knapp sein. Ist mir egal, ich gehe gern in der Adria baden, auch wenn die haut dann salzig ist – ich hatte mich nach einem tag daran gewöhnt. Die Zimmervermieterin brachte mir noch 3 weitere Vokabel bei. “Leb Dan“ heißt nicht nur ich wünsch `dir einen schönen Tag`, sondern zusätzlich auch, es ist ein schöner Tag – du wirst einen schönen Tag haben…

 

Ich genieße das Abendessen in ausgiebiger Ruhe, habe mich nun an Temperatur und Tagesablauf gewöhnt. Ich sagte schon oft „schönen Tag“ zu jemanden – aber meinte ich das wirklich immer so – es sind nur Floskeln, zumindest in Berlin. Sicher interessiert es auch ernsthaft niemanden, ob ich einen schönen Tag habe….

 

Der Sonnenuntergang und die Abendstimmung ist ähnlich wie gestern – eigentlich schon zuverlässig, sie sollte jeden Abend so sein.

 

Die Sicherheit, dass hier jeden Tag, jede Stunde Sommer ist, und das zu 100%, ist was sehr schönes, was wir zu Hause in Berlin nicht haben. Den ungeschriebenen Garantieschein auf Sommer und Sonne erhält man schon spürbar beim Einfliegen in dieser herrlichen Region, wenn man sehen kann.

 

Überall sind noch Menschen und Kinder am kleinen Hafen, sie scheinen, etwas zu feiern, die Stimmung ist ausgelassen und entspannt. Alle sind freundlich und grüßen.

 

Die Nacht ist im Anmarsch. Hier hat man die Möglichkeit um 22:30 Ortszeit das letzte Essen zu bestellen und um 23:30 Ortszeit die letzte Getränkebestellung. Das ist hier ein Gesetz. Nach halb zwölf gibt es schlicht nix mehr. Das hat zur Folge, dass es um 24:00 Uhr auf der Insel totenstill ist und man völlig in Ruhe schlafen kann.

 

Und genau das mache ich auch.

 

 

 

 

 

Samstag 28.07.12

 

Wanderung entlang Westküste

 

 

 

Sonntag 29.07.12

 

Mein eigener Süd Strand

 

 

 

Montag 30.07.12

 

Nochmals mein dieser eigener Süd Strand

 

 

 

Dienstag 31.07.12

 

Rückflug und noch mal Österreich wie Hinflug

 

 

 

Mittwoch 01.08.12

 

Rückflug und Hof Plauen, die MöchtegerneKontrollzone