Thema "Glascockpit"

Horizont: keiner

Zuerst kurz zu den Bestimmungen: Ein „Glascockpit“ ist für Instrumenten-Flieger, also für Piloten, die die ganze Zeit auf die elektronisch leuchtenden Anzeigen starren.

Die ganzen Rundinstrumente sind für Piloten, die die ganze Zeit nach draußen starren.

 

Für den VFR Piloten ist es einfacher, bei der ständigen Sicht-nach-außen mit dem Augenwinkel ein oder mehrere Rundinstrumente im Auge zu behalten, also nebenbei zu sehen, wie sich beispielsweise ein Zeigerausschlag bemerkbar macht. 

 

Warum? Die Rundinstrumente, so auch das Variometer, werden wie auch die umgebende Landschaft vom natürlichen aktuellem Licht beschienen – und so wirken sie auch auf das menschliche Auge – nämlich natürlich wahrnehmbar.

 

Umgebung und Instrumente wirken „als gleiche natürliche Lichtquelle“.

 

Wenn der Blick jedoch ständig zwischen natürlich tageslicht-beleuchteten Ansichten und elektronischen leuchtenden Anzeigen wechseln muss, so ist das für das Auge schwieriger: Versuche Sie mal, wenn Sie am Arbeitsplatz sitzen, immer abwechselnd nach draußen (z.B. auf sonnen beschienene Häuser) und auf eine bestimmte Anzeige auf Ihrem PC zu schauen – immer schnell im Wechsel.

Ja, es ist schwierig für das Auge.

Und es ist noch schwieriger, wenn es sich nicht nur um eine elektronische Anzeige handelt, sondern um einen 1,5 Millimeter breiten und 8 Millimeter hohen rosa flimmernden Balken handelt, der übrigens auch mal nicht zu sehen ist, wenn man weder steigt noch sinkt….

Frage: Sinke ich wirklich nicht, wenn ich den Rosa-Strich nicht gesehen habe, oder sinke ich, jedoch hab ich ihn übersehen, weil es draußen wichtiges zu sehen gab?

 

Wie auch immer: Ich mag lieber ein schönes Rundinstrument, welches den Zeiger auf „0“ hält, wenn ich real horizontal fliege; welches mich durch einen Zeigerausschlag beim Nach-draußen-sehen mein Auge aufmerksam werden lässt: „Hey, du steigst!“

 

Das Gleiche gilt für mich für den Höhenmesser und Fahrtenmesser.

Außerdem: Wenn ein Instrument mal nicht geht, dann tun es die anderen noch.

Aber wenn erst einmal ein Display dunkel ist, dann kann auch das Leben sehr dunkel werden. (ab Erdkontakt)

 

Ein künstlicher Horizont ist etwas sehr hilfreiches – es gab Momente, da wünschte ich mir Einen solchen mehr als alles Andere.

Aber auch diesen fände ich als „Rundinstrument“ angenehmer.

 

 

 

 

 

Es ist jetzt fast 20 Jahre her: Ich flog den „Bocian“, ein doppelsitziges Segelflugzeug, gebaut in Polen ab den 50er Jahren.

Im Cockpit waren 3 Variometer:

 

 

ein Feinvario mit Endausschlag 1 m/s

ein Normalvarion mit Endauschalf 5 m/s

und ein „Hammervario“ mit Endausschlag 30 m/s

 

Ich erinnere mich, alle 3 oft gebraucht zu haben.

Besonders das Feinvario, bei Landungen im Nebel, oder das „Hammervario“ bei entsprechender Thermik oder beim Windenstart….

 

Jetzt nach 20 Jahren fliegerischer Weiterentwicklung sitze ich in einem modernen Flieger und haben KEIN Vario…

 

Nur den rosa Strich.

 

Aber auch nur, wenn ich steige…

 

 

Warum ist ein Variometer für mich so wichtig?

 

Ein normaler Tages-Pilot, der einfach mal „in die Luft“ will, der im Herbst die Fliegerjacke an den Nagel hängt, der eine Landung als „Unterbrechung des sinkenden Flugvorganges infolge Hindernis Piste“ ansieht; der braucht natürlich kein Variometer.

 

Woran erkennt man in der Regel Steigen oder Sinken?

Allgemein:

Steigen: Der Horizontabstand über der Cockpit-Kante wird kleiner.

Sinken: Der Horizontabstand über der Cockpit-Kante wird größer.

Aber:

Was ist beim Anfliegen einer Piste, wenn der Horizontanstand sehr groß ist, aber starke Thermik das Flugzeug hebt?

Was ist beim nahen Überfliegen eines Bergkammes, wenn der Horizontabstand sehr klein ist, aber starke Abwinde das Flugzeug nach unten drücken?

 

Wenn man bei Sonne und mittlerer Sicht ca. 5km (und das ist bei gafor noch „gutes Wetter“) auf die Ostsee raus fliegt…? Dann gibt es keinen Horizont mehr. Himmel und See sind das gleiche Hellblau.

 

Oder: Ein Flug durchs Hochgebirge. Es gibt keinen Horizont, wie man ihn im Flachland kennt. Ohne Vario weiß man wirklich nicht, on man steigt oder sinkt.

 

Vielleicht baut mein Vercharterer ja doch mal einen ein ;-)